Am 29.Mai 2019 war es soweit! Erstmalig wurde ein 1000 Punkte-Flug von Münster-Telgte als Startplatz in der DMST geflogen. Edgar Uekötter hat lange mit seinem Discus 2ct  auf diesen Tag gewartet. Hier sein Bericht:

Es ist vergleichbar mit einem Surfer, der am Strand auf die perfekte Welle wartet um einen genialen Ritt durch die Wellen zu erwischen. Wir als Segelflieger warten jedoch auf das Wetter um die Aufwinde zu einem perfekten Ritt unter den Wolken zu  nutzen.

Um einen solchen genialen motorlosen Flug erfolgreich zu beenden ist viel Erfahrung erforderlich. Hierbei treffen Abenteuer, Technik sowie Flugtaktik und Beobachtung der Natur aufeinander, die man als Pilot beim Streckenflug zu einer Einheit verbinden muss.

Nachdem sich bereits 2 Tage vorher das Wetter in der Tagesschau ankündigte, wurde ich schon sensibilisiert. Also habe ich am Tag vor dem Flug alle Vorbereitungen getroffen. Nochmals Wetter über Top Meteo eingeholt, die Strecke geplant und einen Schlepppiloten organisiert.

Am Morgen des geplanten Flugtages wurde um 7:00 Uhr noch einmal alles gecheckt. Das aktualisierte  Wetter bestätigte die Prognosen der Vortage! Also Fallschirm, frisch geladene Batterien, Wasser und Proviant eingepackt und die schon im Winter geplante Strecke in meinem iPad programmiert. Nach dem Frühstück ab zum Flugplatz und das Flugzeug aufgerüstet, Wasserballast getankt, Vorflugkontolle erledigt, die Instrumente überprüft und mit dem Caddy dann zur Startstelle. Jetzt muss ich nur noch auf die einsetzende Thermik warten.

Die angemeldeten Wendepunkte für das geplante 705 km FAI- Viereck wurden endgültig festgelegt. Bei raumgreifenden Streckenflügen, bei denen die Wendepunkte vor dem Start festgelegt werden gibt es Bonuspunkte in der Wertung.  Wesseln-Steinberg, Bischofsberg, Singhofen und zurück zum Startflugplatz Münster-Telgte. FAI-Dreiecke über 650 Kilometer Richtung Süden sind von Münster aus wg. der Lufträume  von Frankfurt, Düsseldorf und Köln nicht möglich.

Nach dem Start um 10:04 Uhr ging es los Richtung erste Wende. Immer schön vorsichtig bei der noch schwachen Thermik und den mit 100 Litern befüllten Wassertanks. 0,5 Meter pro Sekunde Steigen wurden in der ersten 3/4 Stunde von mir dankbar angenommen. Erst ab dem Teuto wurden die Bärte stärker aber die Basis blieb bei maximal 900 Metern MSL. Immer zwischen 400 und 750 Metern Arbeitshöhe über Grund. Das  strengt an. Trotzdem weiter, denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Bis zur ersten Wende wurde die Basis nicht deutlich höher. So ein Mist!

Die Wende Wesseln-Steinberg erreiche ich um 12:20 Uhr mit einem Schnitt von 75 km/h.  Es geht weiter am Harz vorbei dann über die Wartburg weiter zum Thüringer Wald zur zweiten Wende Bischofsberg, den ich um 14:20 Uhr erreiche. Na ja der Schnitt wurde jetzt besser: 94 km/h. Ab Hier wurden die Bärte zuverlässiger und stärker, die Basis aber  blieb mit 1600 MSL bescheiden. Wer einmal am Thüringer Wald war, der weis wie hoch der ist!

Also weiter über die Rhön. Die ist aber steht für 1600 MSL schon ziemlich im Weg. Ich verlasse den optimalen Kurs um die Rhön im flacheren Norden in sicherer Höhe  zu queren.

Es geht weiter über Fulda zum Vogelsberg und dann immer am nördlichen Luftraum von Frankfurt vorbei zur nächsten Wende Singhofen, die ich um 16:20 Uhr mit einem Schnitt von 90 km/h erreiche. Dieser Schenkel war bei meinen vorherigen Flügen immer der Beste.

Es liegen noch 186 km vor mir, das dürfte mit der verbleibenden Thermikzeit noch bis nach Münster- Telgte reichen.

Die Wolken im Sauerland werden immer schöner. Nach 7 Stunden 30 Minuten bin ich am nördlichen Sauerland über Oeventrop in 1800 MSL. Soll ich jetzt den Endanflug nach Münster-Telgte beginnen und die 1000 Punkte sicher einkassieren? Ich entscheide mich aber gerne dazu noch ein paar OLC-Kilometer dranzuhängen, da noch 2 Stunden Flugzeit möglich sind und sich das Sauerland durch die Kaltluftadvektion zu dieser späten Zeit noch in hervorragender Verfassung zeigt. Also fliege ich wieder Südkurs bis nach Hirzenhain und kann damit noch 140 Kilometer anhängen. Die Basis liegt jetzt bei komfortabelen 2500 Metern. Diese Höhe hätte ich gerne schon 5 Stunden vorher gehabt. Der Endanflug aus dem Sauerland nach Hause ist immer der wohltuende Abschluss eines schönen Überlandfluges. Mit geschenkten 80 Endanflugkilometern wird man dann abends für den Kampf mit niedrigen Basiswerten im Flachland am Morgen belohnt.

Nach einer Flugzeit von 9 Std. 30 Minuten und insgesamt 843 OLC-Kilometern lande ich glücklich um 19:33 in Münster-Telgte.

Dieser Flug hat mir gezeigt, dass an diesem Tag über 900 km möglich gewesen wären, da das Sauerland abends noch bis 20 Uhr gut entwickelt war.

Sind bei einer höheren Basis und einem guten Tag 1000 km von Münster-Telgte fliegbar? Ich glaube schon.

Also warte ich auf die perfekte Welle in der kommenden Saison 2020.